20.08.2025

ProfessionalTips: Natürlicher Insektenschutz in Erlebnisparks

ProfessionalTips: Natürlicher Insektenschutz in Erlebnisparks

Foto: Erda Estremera

(eap) Der Sommer ist die Zeit, in der wir in unseren Parks die meisten Gäste begrüßen und unsere Einnahmen erwirtschaften. Doch die Freude der Gäste wird oft durch lästige Insekten wie Mücken, Fliegen, Wespen, Zecken oder sogar Eichenprozessionsspinnern getrübt. Diese Insekten können nicht nur unangenehm und umsatzschädigend in der Gastronomie sein, sondern auch gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Wespenstiche belasten die Teams und treiben die Erste Hilfe-Statistiken hoch, zudem kann es zu allergischen Reaktionen mit Komplikationen kommen. Eichenprozessionsspinner erfordern das Absperren von großen Flächen bis zur vollständigen, kostspieligen Bekämpfung. Die Behörden müssen bei Befall involviert werden. Zecken können in einigen Bundesländern Borreliose übertragen und längere Krankheitsausfälle bei Mitarbeitern verursachen, und seitens der Gäste sogar Regressforderungen zur Konsequenz haben.

Duftender Lavendel schafft eine natürliche Barriere gegen Plagegeister. / Foto: Mona Hamm Werner und Angelique Nowotny haben ihre Expertise in den Bereichen Park-Operations und Floristik zusammengebracht und sich diesem wichtigen Thema detailliert gewidmet. „Aus meiner Erfahrung, die ich in verschiedenen operativen Bereichen der Freizeitwirtschaft in den letzten 30 Jahren sammeln konnte, weiß ich, wie problematisch z.B. Wespen sein können. Hierbei“, so Werner Nowotny, „setze ich auf so viel natürliche Bekämpfung wie nötig und so wenig Chemie wie möglich“. Seine Frau Angelique teilt diese Sicht: „Glücklicherweise gibt es eine Vielzahl von Blumen, Pflanzen und technischen Möglichkeiten, die auf natürliche Weise dabei helfen können, schädliche Insekten fernzuhalten“, so die gelernte Floristin. Welche Pflanzen in diesem Zusammenhang besonders effektiv sind, haben die Experten sehr ausführlich eruiert – einige Beispiele sollen nachfolgend erläutert werden.

 

Lavendel (Lavandula angustifolia)

Lavendel ist nicht nur schön anzusehen und duftet herrlich, sondern er erweist sich auch als ein echtes Wundergewächs. So hat Lavendel mit seinen ätherischen Ölen eine stark abwehrende Wirkung auf einige Insekten – darunter Zecken, Mücken und sogar Wespen. Wer Lavendel in Beeten oder Töpfen in der Nähe von Sitzbereichen pflanzt, schafft eine ganz natürliche Barriere gegen die Plagegeister.

Rosmarin ist nicht nur in der Küche, sondern auch am Wegesrand hilfreich. / Foto: Lisa Forkner Rosmarin (Rosmarinus officinalis)

Auch Rosmarin ist eine vielseitige Pflanze, die sowohl in der Küche als auch in Beeten genutzt werden kann. Die intensiven ätherischen Öle von Rosmarin wirken zugleich abschreckend auf Zecken, Mücken, Fliegen und Wespen. Auch dieses Kraut in der Nähe von Sitzbereichen, Spielplätzen oder auf Gastronomie Terrassen gepflanzt, entfaltet seine ganz eigene Wirkung. „Rosmarin gedeiht aber auch in Töpfen gut“, weiß Angelique Nowotny und empfiehlt, diese auch als bewegliche Bepflanzung, z.B. an Wegen entlang, zu säumen.

 

Ob im Kübel oder im Beet, Basilikum mögen u.a. Wespen überhaupt nicht. / Foto: Susie Burleson

Basilikum (Ocimum basilicum)

Basilikum ist ein weiteres Kraut, das nicht nur in der Küche höchst schmackhaft verwertet werden kann, sondern durch sein stark duftendes Aroma, das bei leichtester Berührung bereits reich verströmt, von Wespen und Mücken ganz und gar nicht gemocht wird. Es gibt verschiedene Sorten von Basilikum, die alle wirksam sind. Deshalb empfiehlt die Floristin, auch Basilikum reichlich in Töpfen und/oder im Gartenbeet anzupflanzen.

 

Der Aroma-Mix

Es gibt eine ganze Reihe weiterer Pflanzen, die neben den bereits genannten speziell Wespen fernhalten können. Allen gemein ist, dass es sich um Pflanzen mit stark ätherischer Ausprägung handelt – denn außer den bereits erwähnten zählen auch Zitronen Eukalyptus (Corymbia citriodora), Zitronengras (Cymbopogon citratus), Minze (Mentha spicata) oder Ringelblumen zu den stark und wohlriechenden Arten.

Da die Wespen wohl zu den in unserer Branche plagendsten Geistern zählen, empfiehlt sich aus Sicht der Experten eine Bepflanzung mit einem nach Blühzeit gestaffelten wechselnden Artenmix. „Wespen sind die aufdringlichsten Insekten und dabei auch gefährlich, wenn sie sich bedroht fühlen. Deshalb werden Parkbetreiber z.B. an Slush Ice-Ständen nicht völlig auf klassische Bekämpfung verzichten können“, so Werner Nowotny, aber eine erste effiziente Abwehr sei auf jeden Fall auf diese Weise möglich. Wenn es also gegen Wespen geht, darf es ruhig ein bisschen mehr sein aus dem Angebot von Mutter Natur. Zur Wespenabwehr empfehlen die Experten neben den bereits eingangs beschriebenen Gewächsen zusätzlich Wermut (Artemisia Absinthium), Nelken (Dianthus carryophyllus), Geranien (Pelargonium spp.) und Ringelblumen (Tagetes Patula) einzusetzen. Im Ganzen ein Mix, der nicht nur hilfreich duftet, sondern auch fürs Auge einiges zu bieten hat, was ja ein wichtiger Faktor für jede Parklandschaft ist. Und ganz nebenbei können Ringelblume und Lavendel auch eine abschreckende Wirkung auf Blattläuse haben …

 

Abwehr von Eichenprozessionsspinnern

Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopea processionea) jedoch ist ein Schädling, dem nicht ganz so leicht beizukommen ist, sondern der beträchtlichen Schaden sowohl an den Bäumen als auch am Menschen anrichten kann. Die Raupen dieses Insekts tragen Brennhaare, die bei Mensch und Tier extreme allergische Reaktionen hervorrufen können. Daher ist es wichtig, effektive und nachhaltige Methoden zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners zu kennen.

Förderung von natürlichen Feinden: Eine der effektivsten Methoden zur natürlichen Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners ist die Förderung seiner natürlichen Feinde. Vögel wie der Kuckuck, Meisen und andere Singvögel fressen die Raupen und tragen so zur Regulierung ihrer Population bei. Durch das Aufstellen von Nistkästen und die Schaffung eines vogelfreundlichen Umfelds kann man diese natürlichen Feinde unterstützen.

Parasitoide und Räuberinsekten: Bestimmte Insekten wie die Raupenfliege (Compsilura concinnata) und parasitische Wespen (z.B. aus der Familie Ichneumonidae) sind ebenfalls natürliche Feinde des Eichenprozessionsspinners. Da diese beiden jedoch in dem hier speziell betrachteten Umfeld von Freizeitattraktionen eher nicht angesiedelt werden sollten, bleiben neben der regelmäßigen Pflege und Überwachung von Eichenbäumen zumeist nur noch biologische Schädlingsbekämpfungsmittel.

Der Einsatz von biologischen Schädlingsbekämpfungsmitteln wie dem Bakterium Bacillus thuringiensis (Bt) kann dabei z.B. helfen. Bt produziert Toxine, die für die Raupen tödlich sind, aber für Menschen und andere Tiere ungefährlich. Diese Mittel können auf die betroffenen Bäume gesprüht werden, um die Raupen des Prozessionsspinners zu bekämpfen.

 

Nachhaltige Prävention

„Wenn es um die Abwehr von Schädlingen in Küche und Gebäuden geht, werden Sie leider nicht vollständig auf eine professionelle, chemische Schädlingsbekämpfung verzichten können. In der Gastronomie ist leider kein rechtssicherer Verlass auf die Natur möglich“, weiß Werner Nowotny. „Aber es lohnt sich, in Ruhe mit den Bekämpfern zu sprechen und seine Maßnahmen eng zu beobachten! Dies kann ein besseres Verständnis für die Problematik der Schädlinge und deutliche Einsparungen zur Folge haben“, so Nowotny.

 

Förderung der Biodiversität

Fest steht: Eine vielfältige und gesunde Umwelt ist weniger anfällig für Schädlingsbefall. Durch die Förderung der Biodiversität, z.B. durch das Pflanzen verschiedener Baumarten und das Schaffen von Lebensräumen für verschiedene Tierarten, kann man die natürlichen Kontrollmechanismen stärken und so die Population von Schädlingen auf einem niedrigen Niveau halten.

„Ein ausgewogenes ökologisches System ist entscheidend für die nachhaltige Bekämpfung. Dies kann durch die Unterstützung von ökologischen Landbaumethoden, die Reduzierung von Pestiziden und die Förderung natürlicher Feinde erreicht werden. Die Verwendung von Blumen und Pflanzen zur natürlichen Schädlingsbekämpfung bietet eine nachhaltige und umweltfreundliche Alternative zu chemischen Pestiziden. Besonders in Erlebnisparks, Freibädern und Zoos können solche Pflanzen effektiv eingesetzt werden, um die auffälligsten Plagegeister fernzuhalten“, erklärt der Experte. Dabei sind sie nicht nur praktisch, sondern bereichern auch die optische Vielfalt und das Wohlbefinden der Menschen, die sich in den Grünanlagen aufhalten. Es lohnt sich, diese natürlichen Methoden auszuprobieren und so einen Beitrag zum Schutz unserer Umwelt zu leisten. ■

Ihr ausführliches Wissen teilen Werner und Angelique Nowotny gerne.

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