„Investment Thrills“ – eine lohnende Investition?

Der Niederländer Dr. Pieter C.M. Cornelis ist Berater, Dozent, Buchautor und Experte für Investitionen im Bereich der Freizeitwirtschaft, insbesondere in Freizeitparks. Um letzteres geht es in seinem aktuellen Buch „Investment Thrills“, mit dem er Betreibern und Parkmanagern einen Ratgeber an die Hand geben möchte, mit dem sich Schritt für Schritt die bei der Investitionsplanung in einem Freizeitbetrieb zu berücksichtigenden Variablen identifizieren und bewerten lassen. Anhand einer eigens entwickelten Methodik untersucht Cornelis, ob sich eine bestimmte Investition positiv auf die Entwicklung der Besucherzahlen in einem Park auswirken kann.

Sein populär-wissenschaftliches Buch folgt damit dem allgemeinen Trend des evidenzbasierten Managements, bei dem praktisch nutzbare Handlungsempfehlungen aus wissenschaftlichen Erkenntnissen abgeleitet werden. Cornelis, der selbst viele Jahre in verschiedenen leitenden und beratenden Funktionen in Freizeit- und Themenparks tätig war (u.a. Efteling und Toverland in den Niederlanden), versucht auf diese Weise, die Unsicherheit, die mit Investitionen in der Freizeitparkbranche verbunden ist, so weit wie möglich zu reduzieren und somit die Chance auf ein gelungenes, erfolgreiches Investment zu steigern. Dabei räumt der Autor ein, dass seine Überlegungen nur eine Annäherung an die Thematik sein können und zahlreiche weitere Fragen aufwerfen.

In seinem Modell definiert Cornelis den Return on Investment (ROI) einer Investition, beispielsweise in eine klassische Attraktion, als Differenz der mit der Investition verbundenen zusätzlichen Kosten und der zusätzlich generierten Erlöse. Während die sich mit der Investition einhergehenden Kosten wie Abschreibungen, Finanzierungs- oder Betriebskosten einigermaßen seriös vorhersagen lassen, sind die zusätzlichen Erlöse – die zu einem Großteil durch Besucherzuwächse generiert werden – vorab nur schwer abschätzbar. Dieses mögliche Plus an Besuchern bereits vor einer Investitionsentscheidung und trotz eines unsicheren Umfeldes annähernd einschätzen zu können, ist die Herausforderung, der sich Cornelis in seinem Buch widmet.

Dazu setzt er den ROI ins Verhältnis zur Budgetentscheidung, also zu der Frage nach der Höhe und der zeitlichen Verteilung der geplanten Investition. Sein Modell wird ergänzt durch relevante Umfeldvariablen (context variables) und Gestaltungs- oder auch Inhaltsvariablen (content variables). Neben den klassischen, mehr oder weniger vom Park beeinflussbaren Umfeldvariablen wie Klima oder Parkimage, ist laut Cornelis das Wachstumspotential eines Parks eine wichtige Einflussgröße auf den Erfolg einer Investition. Demnach können Investitionen in Abhängigkeit vom Wachstumspotential entweder zu einem nachhaltigen, einem temporären oder einem nachlassenden Wachstum der Besucherzahlen führen. Demgegenüber stehen die Gestaltungs- und Inhaltsvariablen. Diese umfassen nicht nur die Umsetzung einer Attraktion hinsichtlich des Typs und der Qualität, sondern auch die Thematisierung und das Storytelling rund um die Attraktion sowie die „Erlebbarkeit“ des Inhalts und der Gestaltung durch den Besucher. Hier schließt Cornelis die Frage nach einer in seinen Augen innerhalb der Freizeitparkbranche bestehenden Einflussgröße auf den tatsächlichen Effekt dieser Inhaltsvariablen an – er nennt ihn den X-Faktor.

Füttert ein Parkbetreiber nun das von Cornelis vorgestellte Gesamtmodell mit eigenen Benchmark-Daten vorangegangener Investitionen, so lässt sich der isolierte Effekt einer neuen Investition auf die Besucherzahlen näherungsweise abschätzen – der Investitionsentscheidung kann somit bereits im Vorfeld ein gewisses Maß an Unsicherheit genommen werden, die Chancen auf ein erfolgreiches Investment erhöhen sich. Sein Modell konnte Cornelis bereits erfolgreich in der Praxis einsetzen und mithilfe dessen die Besucherzuwächse im Rahmen einer im Toverland getätigten Investition erstaunlich genau vorhersagen.

Fazit: Auch wenn Pieter Cornelis seinen wissenschaftlichen Hintergrund an vielen Stellen nicht verbergen kann, ist sein aktuelles Buch dennoch unterhaltsam und praxisnah geschrieben. Das ökonometrische Modell wird sukzessive aufgebaut, die einzelnen Variablen anhand von zahlreichen, nachvollziehbaren Beispielen vorgestellt. Die Wirkung des X-Faktors beschreibt Cornelis beispielsweise äußerst unterhaltsam, indem er anekdotisch davon berichtet, wie er als erwachsener, rational denkender Mann in der „Wizarding World of Harry Potter“ in Universal‘s Islands of Adventure einst einen Zauberstab kaufte – gänzlich mitgerissen von dem einzigartigen Erlebnis. Die für das Modell notwendigen Statistiken werden im Rahmen eines kurzen Statistik- und Software-Crashkurses anfängerfreundlich erklärt, eine gewisse Affinität für Zahlen sollte für die Anwendung des Modells dennoch mitgebracht werden. Das Buch kann dem Leser somit einige interessante Denkanstöße liefern und bringt ihn insgesamt der Beantwortung der Frage nach dem Einfluss einer Investition auf die Entwicklung zukünftiger Besucherzahlen ein stückweit näher. (JeW)

Pieter Cornelis: Investment Thrills: Managing Risk and Return for the Amusement Parks and Attractions Industry. Nieuwegein: NRIT Media 2017

www.investment-thrills.com