„Holy Water“: Kirche wird zu öffentlichem Schwimmbad
(eap) In Heerlen, einer Stadt im Süden der Niederlande, wird ein leerstehendes Kirchengebäude zu einem öffentlichen Schwimmbad umgestaltet. Das Projekt mit dem Titel „Holy Water“ wurde von den Architekturbüros MVRDV und Zecc Architecten entworfen, die gemeinsam den ausgeschriebenen Wettbewerb für die Umnutzung der St.-Franziskus-von-Assisi-Kirche für sich entscheiden konnten.
Die 1.270 Quadratmeter große Anlage soll Ende 2027 fertiggestellt werden und vereint denkmalgerechte Sanierung mit zeitgemäßer Funktionalität. Die Kirche, die über 100 Jahre alt ist, erhält durch den Umbau eine neue soziale Bedeutung. Das Projekt fügt sich in ein größeres städtebauliches Entwicklungskonzept ein, das unter anderem ein Römisches Museum und die Renovierung des Royal-Rivoli-Kinos umfasst.
© MVRDV
Im Zentrum des Entwurfs steht ein höhenverstellbarer Schwimmbadboden im ehemaligen Kirchenschiff, der flexible Nutzungen ermöglicht. Bei vollständigem Anheben wird der Pool zu einer ebenen Fläche – geeignet für kulturelle oder soziale Veranstaltungen. Wird nur eine geringe Wasserschicht aufgebracht, entsteht eine Spiegelung des Innenraums, die den Eindruck vermittelt, als könne man „über Wasser gehen“.
Ein illuminiertes, kreisrundes Vordach wird den Haupteingang markieren und gestalterisch die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen. Im Inneren führen die Seitenschiffe zu Umkleidekabinen und einer gastronomischen Einrichtung, getrennt durch gläserne Wände vom klimatisierten Schwimmbereich. Historische Elemente wie die Kirchenbänke und die Kanzel werden in das neue Raumkonzept integriert: Die Bänke dienen als Sitzgelegenheiten oder Bartische, die Kanzel wird zum Badeaufsichts-Posten umfunktioniert.
© MVRDV
Die Gestaltung des neuen Mosaikbodens erfolgt in Zusammenarbeit mit lokalen Künstlern und nimmt Bezug auf die Farbgebung und Materialien der Kirche sowie die Straßenkunst Heerlens. Auch die Beleuchtung soll an historische Kirchenlampen erinnern, wobei die Beleuchtung zugleich als Schwimmbahnen-Markierung dient.
„Die Leerstandsquote bei Kirchen steigt, deshalb brauchen wir kreative Ideen für die Nachnutzung“, so Winy Maas, Gründungspartner von MVRDV. „Warum diesen Gebäuden nicht wieder eine soziale Funktion geben, wie sie sie früher hatten? Ein öffentliches Schwimmbad eignet sich dafür ideal. Stellen Sie sich vor: Rückenschwimmen mit Blick auf ein Kirchengewölbe und Buntglasfenster. Mit einer dünnen Wasserschicht kann man zudem einen beeindruckenden visuellen Effekt erzeugen, durch den die Kirche zu ihrer ursprünglichen Form zurückfindet und durch die Spiegelung noch größer und eindrucksvoller erscheint.“
Das Projekt wird von der Stadt Heerlen beauftragt. Neben MVRDV und Zecc Architecten sind IMd Raadgevende Ingenieurs, Nelissen Ingenieursbureau sowie das Bauberatungsunternehmen SkaaL beteiligt. ■